von Marcus Schmahl | Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten
Udio & Suno im Visier: Große Musiklabels planen Klage gegen KI-Unternehmen

Udio & Suno im Visier: Große Musiklabels planen Klage gegen KI-Unternehmen  ·  Quelle: IZ / Alamy Stock Foto

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Die drei großen Musiklabels erwägen eine Klage gegen KI-Startups Suno und Udio wegen angeblicher Trainings mit urheberrechtlich geschützten Musikdaten. Das konnte man heute in verschiedenen internationalen Musikmagazinen lesen. Warum dieses „Vergehen“ vor Gericht kommen soll, ist klar. Aber ist es wichtig und richtig, das Ganze so aufzuhalten oder soll man der Technologie ein wenig Spielraum gewähren? Ein ähnliches Thema, das seit Jahrzehnten in der Musikszene diskutiert wird, wäre zum Beispiel Sampling: Was ist richtig – was ist falsch?

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Warum Udio mit KI-Trainings die Musikindustrie auf den Kopf stellt

Die mögliche Klage, die Universal Music Group, Warner Music Group (WMG) und Sony Music umfassen würde, richtet sich gegen zwei seit einiger Zeit bekannten Unternehmen, die schnell zu wichtigen Akteuren im Bereich der generativen KI-Musik geworden sind. Während viele Konkurrenten sich auf die Erzeugung von Musik, Texten oder Gesang konzentrieren, ermöglichen Suno und Udio den Nutzern, alle drei Elemente auf Knopfdruck zu generieren. Einige Magazine schrieben, die Klage könnte schon nächste Woche eingereicht werden. Vertreter der drei großen Labels sowie von Suno und Udio haben wohl noch nicht auf Anfragen nach Kommentaren reagiert.

Musikfirmen, darunter UMG, haben bereits eine Klage gegen Anthropic eingereicht, ein weiteres großes KI-Unternehmen, wegen der Nutzung urheberrechtlich geschützter Materialien zur Schulung von KI-Modellen. Doch dieser Fall betraf nur Texte, die rechtlich gesehen dem schriftlichen Material ähneln. Die neue Klage würde sich mit Musik und Ton selbst befassen.

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Udio und die Zukunft der Musik: Eine Bedrohung für Urheberrechte?

Nur wenige Monate nach dem Start hat Udio bereits einen KI-generierten Hit mit dem Titel „BBL Drizzy“ produziert, der von dem Komiker King Willonius erstellt und mit einem Remix von Superproduzent Metro Boomin an großer Reichweite gewonnen hat. Später erreichte der Song nochmals mehr Publicity, als er in „U My Everything“ von Sexyy Red und Drake ge-re-sampelt wurde, was ihn zum ersten großen Beispiel für das Sampling eines KI-generierten Songs machte. Ihr seht: Die Technologie ist schon sehr weit vorangeschritten.

Suno hat seit seiner Gründung im Dezember 2023 ebenfalls früh Erfolge erzielt. Im Mai gab das Unternehmen bekannt, dass es insgesamt 125 Millionen Dollar an Finanzmitteln von namhaften Investoren, darunter Lightspeed Venture Partners und Nat Friedman sowie Daniel Gross, erhalten hat. Auch das ist zurzeit Mode – KI kann man jetzt verdammt gut vermarkten.

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Beide Unternehmen wurden jedoch von vielen Mitgliedern der Musikbranche kritisiert, die glauben, dass die Modelle auf großen Mengen urheberrechtlich geschützten Materials, einschließlich namhafter Hits, ohne Zustimmung, Entschädigung oder Anerkennung der Rechteinhaber trainieren. Vertreter von Suno und Udio haben zuvor keine Stellungnahme dazu abgegeben, ob sie ihre KI mit geschützten Songs trainieren, wobei die Mitbegründer von Udio gegenüber dem Billboard Magazine sagten, dass sie einfach nur mit „guter Musik“ trainieren.

Udio’s Einfluss auf die Musikindustrie: Ein Fluch oder Segen?

In einem kürzlich veröffentlichten Artikel über Suno im Rolling Stone Magazin gab Investor Antonio Rodriguez zu, dass Suno keine Lizenzen für die Musik besitzt, mit der die KI trainiert wurde. Trotzdem sagte er, dass ihn dies nicht beunruhige und fügte hinzu, dass dies das Risiko sei, das sie eingehen wollten, als sie in das Unternehmen investierten.

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In einer Reihe von Artikeln für Music Business Worldwide stellte der Gründer der AI-Sicherheitsorganisation Pretty Skilled, Ed Newton-Rex, fest, dass er in der Lage war, Musik von Suno und Udio zu generieren, die „eine auffällige Ähnlichkeit mit urheberrechtlich geschützter Musik aufweist“. Dies gelte für Melodie, Akkorde, Stil und Texte. Beide Unternehmen untersagen jedoch den Nutzern, die Modelle dazu zu bringen, die Stile von Künstlern zu kopieren. Die Eingabe von Künstlernamen ist in den Web-Tools gesperrt.

Falls die Klage eingereicht wird, wird sie sich darauf stützen, ob die Nutzung nicht lizenzierter Materialien zur Schulung von KI-Modellen eine Urheberrechtsverletzung darstellt – eine existenzielle Frage für den boomenden Sektor, da das Fehlen neuer Musikdaten natürlich die Fähigkeiten der KI-Modelle einschränken wird. In vielen Sektoren wurden in den letzten Monaten etliche ähnlicher Klagen über solche nicht lizensierten Trainings eingereicht.

Die Musikindustrie im Wandel durch KI-Technologie & die Fair-Use-Doktrin des Urheberrechts

Viele KI-Firmen argumentieren, dass solche Schulungen durch die Fair-Use-Doktrin des Urheberrechts geschützt sind – eine wesentliche Regel, die es Menschen erlaubt, geschützte Werke weiterzuverwenden, ohne das Gesetz zu brechen. Obwohl Fair Use historisch Dinge wie Nachrichtenberichterstattung und Parodie erlaubt hat, sagen KI-Unternehmen, dass es gleichermaßen auf die Nutzung von Millionen von Werken zur Erstellung eines neuen Modells angewendet werden kann, die völlig neue Kreationen ausspuckt. Dieses Argument wird wahrscheinlich die zentrale Frage in jeder Klage über KI-Trainings sein.

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Einige KI-Unternehmen verfolgen einen sogenannten „ethischen“ Ansatz zum KI-Training, indem sie direkt mit Unternehmen und Rechteinhabern zusammenarbeiten, um ihre Urheberrechte zu lizenzieren oder offizielle Partnerschaften einzugehen. Das bringt natürlich ebenso Lizenzeinnahmen für die eigentlichen Urheber – aber wohl mit schlechtem „Beigeschmack“.

Aber es geht auch anders …

Bisher haben die großen Labels diese Partnerschaften mit KI-Unternehmen begrüßt: 

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  • Bereits zusammengearbeitet haben UMG und WMG mit YouTube für das KI-Sprach-Experiment DreamTrack.
  • Sony hat sich mit Vermillio für ein Remix-Projekt für The Orb und David Gilmour zusammengetan.
  • WMG hat mit dem Nachlass von Edith Piaf zusammengearbeitet, um ihre Stimme mithilfe von KI für ein bevorstehendes Biopic nachzubilden.
  • Kürzlich hat sich UMG mit SoundLabs zusammengetan, um ihren Künstlern zu ermöglichen, ihre eigenen AI-Sprachmodelle für den persönlichen Gebrauch im Studio zu erstellen.
  • Und vieles mehr …

Ich denke, dass wir mit der KI-Technologie „leben“ sollten. Einige Kollegen nutzen die KI mittlerweile als kreatives Tool – ähnlich einem Computer, der vor ca. 25 Jahren als wichtiges Studioutensil eingeführt wurde. Und das natürlich mit Regeln und fairen Gesetzen. Das Urheberrecht sollte und muss bestehen bleiben – und natürlich verteidigt werden. Und das von allen Seiten. Wie seht ihr die neue Entwicklung in Sachen KI und Kunst? Ist ein solches Training vergleichbar mit dem allseits bekannten Sampling? Eure Meinung würde uns sehr interessieren.

Weitere Informationen zu Udio, Suno und Künstliche Intelligenz

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10 Antworten zu “Udio & Suno im Visier: 3 große Musiklabels planen Klage gegen KI-Unternehmen”

    Schwitters‘ Kurt sagt:
    2

    Was ist Intelligenz? Zumindest ist es mal nicht dumm, sich fremdes Eigentum zu Eigen zu machen ohne dafür zu zahlen. Eindeutig Diebstahl geistigen Eigentums. Don Antonio Rodriguez hat es doch dreist aber ehrlich zugegeben, dass ihn Recht und Moral einen feuchten Kehricht interessieren. Goldgräberstimmung. Cash Cow. O’zapft is! Erst kommt das Fressen, dann die Moral.
    Die Entwicklung von KI ist sicher eine Bereicherung, aber in den Händen der Gier, des Narzissmus und der Menschenverachtung, geht das in die Hose. Ich fürchte mich nicht vor KI, aber vor den Menschen, die sie entwickeln. Was uns als intelligente Drohne zum Schafe hüten schmackhaft gemacht wird, hat doch in Wahrheit eine ganz andere Bestimmung.
    Die Erfindung des Computers hat uns ein Werkzeug in die Hand gegeben, hier aber wird man selbst zum Werkzeug, oder vielmehr zum Material. Feed the machine. Fühlt sich irgendwie nicht gut an.
    Sammeln von Unmengen an Daten und deren Auswertung? Sollte das intelligent sein, bleibt dem Menschen die Kreativität. Ich saß heute in einer Regenpause in der Wildnis und hab eine Stunde lang einem Bussard beim Jagen zugeschaut. Bin zwar deshalb nicht schlauer, aber es war sehr inspirierend. Do Androids Dream of Electric Sheep?

    Peter sagt:
    2

    Nun, ich überlege Musik an den Nagel zu hängen, eben wegen dieser Technologie. Um das nicht zu lang zu machen, lasse ich aus, dass ich generell keine statistisch generierte „Kunst“ möchte, ja, die viel gepriesenen K.I. Modelle sind schlicht selbstlernende Datenbanken und Statistik Algorithmen. Und ich möchte kein Gedicht von einem Computer über Tod und Trauer hören, wenn dieses Gerät diese Gefühle nicht einmal haben kann.
    Aber das für mich tragischste Moment ist, dass ich fürchte, mir quasi sicher bin, dass das Ende kommerzieller Musik ist.
    Der Vergleich mit dem Computer hinkt nicht nur, der kann nicht mal laufen. Sobald Streaming Dienste eigene K.I. Modelle anbieten und Nutzer das annehmen, wird man sich den Rest der Musikindustrie sparen.
    Und wer das bezweifelt, mag sich JEDE Industrie anschauen, die früher mit zahllosen Arbeitskräften gearbeitet hat und dann z.B. Automatisierung entdeckt hat.
    Dass der Spotify CEO kürzlich der Musik schon den Wert abgesprochen hat, spricht Bände.

    Matthias sagt:
    2

    Ich kann verstehen, dass Musikschaffende und insbesondere diejenigen, die davon auch leben müssen, die KI-Entwicklung kritisch sehen. Und es ist anzunehmen, dass urheberrechtlich geschützte Musik als Trainingsgrundlage verwendet wurde und wohl auch weiterhin wird.
    Doch betrachtet man es mal so: Wäre die KI ein Mensch, wie würde sie lernen? Durch das Anhören der Musik anderer Menschen. Es wurde sich schon immer an anderen orientiert. Werke und Inhalte genutzt um sie in neue Werke zu überführen. Erlaubt oder nicht. Nur so funktioniert ein Lern- und Enwicklungsprozess. Was die KI’s dann generieren ist etwas „ähnliches“. Schwierig wird es, daraus abzuleiten, von wem die KI gelernt hat und insbesondere welches Werk genau „missbraucht“ wurde. Was ich auch als Grund sehe, weshalb Antonio Rodriguez sich hier entspannt gibt.
    In meinem Bekanntenkreis führen die KI-Modelle Menschen an das Thema heran, die sonst nie in ihrem Leben selbst Musik produziert hätten. Da wird ein Song für die Hunde der Schwester generiert oder der Geburtstagshit für Tante Erna’s siebzigsten Ehrentag. Zwecke, wo früher kaum jemand auf die Idee gekommen wäre, einen Musikproduzenten zu beauftragen. Der eine oder andere findet dann vielleicht Gefallen daran und beschäftigt sich ernsthaft damit.
    Die künstliche Intelligenz ist da und sie wird nicht mehr verschwinden. Es werden immer wieder KI-generierte Tracks in den Charts landen. Damit müssen wir leben. Aber wie schon immer: Künstler sind kreativ. Sie werden sich das Medium aneignen, verbiegen, verarbeiten, als Inspiration nutzen und daraus neues erschaffen. Wir konkurrieren nun mit weiteren Playern. Im Stock-Market wird es vielleicht enger. Im klassischen Markt werden die Musikproduzenten sich umstellen müssen. Neue Wege gehen. Aber verschwinden werden sie nicht, meiner Meinung nach.

    Captain Chaos sagt:
    2

    Erst versuchten die Musiker mit Quantisierung und Autotune wie Computer zu klingen und jetzt klingen Computer wie Musiker. Es gab einen Punkt, der überschritten wurde. Die Entwicklung ist nicht aufzuhalten. Trotzdem werden Menschen gerne Musiker auf einer Bühne ERLEBEN, sich identifizieren wollen usw. Aber ja, es hat sich etwas Grundlegendes verändert, nicht nur in der Musikbranche.

    Ragnar sagt:
    6

    Wirklich schwierig. Lasse ich einen jungen Musiker alle relevanten Songs hören und dieser produziert dann später Hits in dem Genere, was wäre nüchtern betrachtet der Unterschied?

    Als jemand der K.I. für die Erstellung von Musik nutzt, muss ich sagen die Vorteile überwiegen klar. Künstler können sich auch einfach Inspiration dadurch holen. Texte können auch trotzdem selbst geschrieben werden und die KI hilft bei der Melodischen Untersetzung, auch die entstandenen Werke benötigen arbeit um sie zu perfektionieren (aber weniger definitiv). Es können Werke aus anderer Zeit wie z.B. aus den 90ern neu entstehen. Die Möglichkeiten sind gigantisch und spannend.
    Hier ein Beispiel meiner Musik: https://open.spotify.com/album/2jKIBnxcsojrDuV8xLoSDx?si=Zem9fCcUS1Wzz61shyPRBA

    Draxinor sagt:
    5

    Ich habe mit 65 ein KI-gestütztes Album veröffentlicht, was ich sonst vielleicht nicht mehr geschafft hätte. Und ja, es war ein kreativer Prozess weit über das Drjücken des Create-Buttons hinaus.

    Toddy Schermer sagt:
    3

    Naja, um die aktuelle Pop Musik Szene ist es nicht schade. Und denen, die sich diese Massenfertigungen anhören, wird’s auch egal sein. Selig sind die Anspruchsarmen. Die aktuellen Musikerzeuger kopieren doch schon seit Jahren sich selbst gemäß den Spotify Algorithmus Vorgaben. Ich bin froh, mich in den 60er bis frühen 80er musikalisch sozialisiert zu haben, wo kreative Individualität ein Qualitätsparameter war und nicht Streaming Klicks. Ich bin froh, als Musiker in der Lage zu sein, allein oder mit anderen Musikern neue Musik kreieren zu können. Die wird wahrscheinlich von nicht allzu vielen zur Kenntnis genommen werden aber das ist mir letztlich egal. Ich kann es besser als die KI, zumindest nach meinen Bewertungskriterien.

    DJ Rüssel sagt:
    1

    🤣

    Kalle Peng sagt:
    0

    Na ja, das habe ich als Kind der 80er Jahre auch gedacht, bis ich gemerkt habe, warum meine Eltern zu der Musik aus Formel eins ud Disko gesagt hanben, das sei doch alles schon mal da gewesen.
    Mein Licht ging erst auf, als ich Gershwin gehört oder Hans Liberg Life gesehen hatte.
    Copy of copy of copy…
    Aber die Musikindustrie nennt es remake, cover, remix, neuinterpretation und es hat auch was.
    Aber bei Scheiben steht der Interpret vorne im Rampenlicht und der Komponist ganz ganz klein auf der Rückseite in 6punkt Schrift.

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