von Moogulator | Geschätzte Lesezeit: 8 Minuten
Bühnenpräsenz?

Bühnenpräsenz?  ·  Quelle: Moogulator / Sequencer.de

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Bühnenpräsenz? Kennst du das? Elektronische Musik ist toll, weil wir alles ausdrücken und umsetzen können. Aber wie sieht es live mit unserer Bühnenpräsenz aus? Ein Typ oder zwei stehen hinter ihren „Elektrons“. Leicht gebeugt, nach vorn geneigt – das sieht nicht unbedingt „toll aus“. Der Tisch ist voll mit Geräten. Alternativ steht ein Controller mit Rechner da. „Die Typen“ gucken nicht ins Publikum oder zupfen wie DJs an den Potis. Was kann ich tun, damit ich nicht genau so wirke?

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Bühnenpräsenz – Wird alles anders?

Nach Kraftwerks „vier gleiche Typen“ bis Depeche Mode ohne Roboter, aber auch den „unsichtbaren“ Autechre, ist der Auftritt mit Synthesizern, Computern oder Elektronik mehr als normal geworden. Fast schon langweilig? Noch langweiliger erscheint ein Mensch hinter ein paar DJ-Geräten zu sein, der überzeichnet an den Potis „zupft“. Also zogen sich einige Tiermasken mit Spiegeln an.

Natürlich kommen solche Acts auch wegen der Musik gut an. So wie hier im Video besprochen:

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Deadmau5 Musikanalyse – so kennen wir das. Aber was ist mit der Mausmaske? Bringt das was?

Was kannst du selbst tun oder verbessern? Charisma gibt es nicht im Laden. Bei manchen Bands wie Click Click reicht oft einfach, wenn „die da stehen“. Meist sind das Acts mit Gesang. Was solltest du tun, wenn es den Gesang und damit die Front-Mensch-Präsenz nicht gibt?

Wie bekomme ich meine Bühnenpräsenz mit kleinen Mitteln optimiert? Muss ich Keytar spielen und herumhüpfen? Oder geht es auch in Würde? Einmal abgesehen davon, dass es auch „coole“ Umhänge-Instrumente-Nutzer gab.

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(Howard Jones – Die Achtziger – mit Prodigy um den Hals, der kein Umhängegerät war und ist)

Es gibt immer mehrere Möglichkeiten, dich und deine Musik etwas besser zu inszenieren. Auch wenn du introvertiert bist. Als erstes ist es oft eine Hilfe, wenn du dir nicht den Rechner oder einen MS-20 vor die Nase stellst und deine Hörer dich nicht sehen. Mit einer kleinen Fernsteuerung kannst du im Falle des Rechners den Rechner mit einem Telefon, Controller oder iPad steuern. Stell die blockierenden Sichtkiller seitlich auf. WENN das Gerät vor dir stehen muss, kann auch der exotische Look manchmal nicht mehr helfen. Hier war es die Leiter, eine Geige und der Wechsel zur offenen Bühne, die die Performance von Group A dynamisch machte.

MS20-im-Weg? Fast!
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Mehr Menschen, mehr Bühnenpräsenz?

Ihr seid ein Duo oder mehr? Wieso nicht die Synthesizer in die Mitte stellen, so dass ihr euch angucken könnt. Das wäre allerdings auch seitlich zum Publikum so, dass du hin und wieder dort hinschauen solltest. Beispielsweise bei einem kurzen Slot auf einem Festival. Es gibt Bands, wie Kite aktuell, die zu dritt so eine seitliche Performance bringen. Die bauen sich allerdings sehr mit Vintage Synths ein. Super für Nerds. Es ist zumindest nicht mehr so üblich wie in den Achtzigern.

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Richtig im Trend und optisch toll sind neue und immer mehr werdende weibliche Modular-Acts. Die meisten sind Solo und suchen sich wie Caterina Barbieri gern mal ungewöhnliche Locations mit wahnsinniger Optik. Einige tragen eine Art Spaceanzug oder sitzen als Hippie vor den Modulars auf dem Boden in einer stillgelegten Fabrikhalle (wie Hélène Vogelsinger). Das klappt für ein Video gut, für die Bühne ist aber ein frei stehender Modular seitlich angeordnet gar nicht so schlimm, so er wirklich kompakt ist und man dich sieht.

Schaut man dir von hinten zu, sorge dafür, dass sich das ändert. Es kann eine Kamera mit Beams sein oder auch gut gemachte Ständer, die dir Bewegungsfreiheit geben. Sorge dafür, dass wenn du auf dem Boden sitzen solltest, erhöht genug bist, damit dich alle sehen. Wir sind zwar keine Akustiker, aber viele wollen doch ein bisschen sehen, wer da ist. Aber manchmal geht es auch „so“, wenn es weird genug ist. Oder es ist eben doch eine kreative Show mit Dingen, die keiner erwartet. Bei Fever Ray gab und gibt es das. Aber hier sind eben auch viele Frontfrauen unterwegs. Die Instrumente stehen hier nicht im Vordergrund. Das fällt vielen von uns schwer, nicht wahr? Und als Evil Baby und Superheldin gehört auch Mut dazu.

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Gewohntes umgehen

Musst du denn unbedingt so auftreten wie alle anderen? Nein, du kannst bestimmen, wie deine Bühnenpräsenz aussehen soll. Eine andere Aufstellung kann helfen. Der Projektor mit Videos ist zwar eine gute Idee, du kannst dich auch seitlich dazu stellen, um die Visuals in den Vordergrund bringen wie etwa Sylvgheist Maëlström. Dann muss allerdings deine Videodarbietung beeindruckend sein. Die Leute sind heute viel gewöhnt. Interessant ist, dass es von dem Act kaum Videos gibt, die das wiedergeben, was live transportiert wird. Vielleicht ist das auch die Magie dabei?

Was ist, wenn du nicht vorn auf einer Bühne stehst, sondern in der Mitte? Das brächte dir auch den Vorteil ein Surround– oder Vierkanal-Audiosystem zu verwenden. Sicher ist es aufwendiger, vier Boxen statt zwei aufzustellen. Aber damit könntest du anderen etwas im Vorteil sein – zumindest im Erlebnis.
Es kann auch erfrischend sein, wenn der Sound gerade so laut ist, dass alles gerade gut zu hören ist. Dabei die Qualität mörderisch gut ist, aber nichts ist laut. Deine Hörer könnten das genießen. Du kannst dich vielleicht auch trauen mal keine „VierviertelBassdrum zu setzen, was heute schon jede Groovebox wie der neue Digitakt 2 per Euklid alleine hinbekommt. Nutze doch mal unkonventionelle Zählzeiten und Taktmaße. Das wird nicht automatisch untanzbar, wenn das deine Bedenken sind – sie sind unbegründet.

Wenn dein Act aus vier Personen besteht, kannst du jeweils eine Person in eine Ecke eines Raumes stellen und der Sound kommt jeweils ebenfalls aus dieser Richtung. Ebenso kannst du die Bühne an eine andere Stelle verlegen als vorn in der Mitte.

Bewegung

Die beschriebene statische Tischaufstellung von typischen Electronic Acts kannst du mit einfachen Mitteln durchaus durchbrechen. Wenn es einen Gesang gibt, nimm ein langes Mikrofonkabel und geh ins Publikum und singe sie direkt an, sprich mit ihnen, mach etwas mit ihnen. Sie sind da!

Eine andere Option ist das lange Kabel an ein kleines Gerät zu hängen wie ein iPad, ein Volca oder einen kleinen Synthesizer oder Sampler. Mit denen kannst du nach vorn gehen und ebenfalls ins Publikum gehen. Eventuell kannst du sogar jemanden spielen lassen. Dann solltest du es aber so wählen, dass man nur die richtigen Töne zur richtigen Zeit treffen kann. Als Alexander Geerst im All war, hat er eine App von Kraftwerk gehabt, mit der er die Sounds leicht nachspielen konnte. So weit muss es nicht gehen. Einfach nur vor deine Geräte treten zu können, wird deinen Act viel dynamischer machen und interessanter.

Dazu kannst du statt einfach nur auf und von der Bühne zu gehen noch etwas mehr tun: die Leute anschauen. Nimm ein Mikrofon mit und sag etwas, auch wenn du sonst keine Vocals verwendest. Die Leute werden dich als wesentlich näher erkennen. Auch der Abgang kann entsprechend mit einer kleinen Geste schon sehr viel näher sein, wenn du einfach mal nach vorn gehst anstatt den Laptop zuzuklappen oder einfach zu verschwinden. Schau die Leute an, mach etwas mit ihnen, geh zu ihnen, setz eine Maske ab oder auf, denk dir etwas aus! Es kann auch reichen provokativ nah zu kommen und ein Wort jemandem geradezu ins Ohr zu sagen.

Nimm dein Instrument nach vorn

Gegenüber Gitarren-Acts sind wir heute technisch in der Lage viele Instrumente mit Batteriebetrieb zu nutzen. Damit lassen sich Wege finden, eine Brücke zu deinen Hörern schlagen zu können. Es ist einfach weniger langweilig. Gehe mehr herum, bewege dich und zeig dich, hänge dir einen Bauchladen mit ein paar Effekten oder einer Groovebox um. Es gibt viele Optionen. Selbst wenn das nur ein Song im Set ist, in dem du das tust. Es wird im Kopf bleiben. Auch Acts wie Zola Jesus spielen mal einen OP-1 ganz vorn auf der Bühne.

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Kraftwerk sind nicht steif, sie haben auch Instrumente in das Volk gehalten, war fresh! Geht auch heute!

Bühnenpräsenz = tu was!

Wenn das alles noch zu mutig ist oder du sehr vielGeraffel“ hast, stelle deinen Tisch ganz vorn mittig hin oder deine Geräte auf leichte bewegliche Ständer. Das sieht anders aus und man kann durchsehen. Ein Tisch blockiert psychologisch und optisch viel ab.

Versuche Wege zu finden, die das auflösen. Wenn du unsicher bist, frage die Stage-Leute oder den Verantwortlichen für die Bühne, ob du anders stehen kannst oder anders aufbauen kannst und willst und verteidige es. Du bist der Artist! Es ist möglich! Auch wenn die strenge Tisch-Rotation mit aufgebauten Sets sehr üblich ist, so kannst du dein Set mit einem gut gemachten Case oder Ständern eben so schnell von und auf die Bühne kriegen. Hebe dich ab, denk dir eine schöne Geste aus.

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Tim Exile performt mit Joystick – war vorher auch ein normaler Mann-steht-am-Tisch-Performer

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Beardyman ist eigentlich ein normaler Act, nur erzeugt er alle Sounds dafür mit dem Mund, so geht das auch an einem Tisch mit vielen Computern, heute – von DnB bis Elektro

Bei Autechre wird das Licht komplett gelöscht, es stehen dicke Monitore als Sichtschutz vor ihnen. Licht anmachen verboten. Message: Hör zu! Auch das kann als Bühnenpräsenz funktionieren. Es hat schon mehrfach geklappt.

Bildquellen:
  • MS20-im-Weg? Fast!: Sequencer.de
  • sylvgheist-maelstroem: Sequencer.de
  • autechre-live-2024: Sequencer.de
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