von Julian Schmauch | Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten
Ableton Roar: Krasse Sounds mit dem Distortion-Plugin in Live 12

Ableton Roar: Krasse Sounds mit dem Distortion-Plugin in Live 12  ·  Quelle: Julian Schmauch / Gearnews

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Distortion-Plugins gibt es viele. Und in Ableton Live sind doch schon die Effekte Saturator, Pedal, Amp, Dynamic Tube, Drum Buss, Overdrive und Vinyl Distortion. Was bringt also die neue Verzerrungswundertüte Ableton Roar in Live 12? Und welche Plugins könnt ihr euch jetzt sparen?

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Wie unterscheidet sich Ableton Roar zu den anderen Distortion Plugins in Ableton Live?

Wenn es dir nur darum geht, einen Sound „anzuwärmen“ oder eine cleane Gitarre verzerrter klingen zu lassen, bist du in Ableton Live mit den integrierten Effekten Saturator, Pedal oder Amp bestens bedient. Da Verzerrung ein dynamischer Effekt ist, sprich die lauten Anteile deines Signals werden stärker verzerrt, als die leisen, bringt jeder von Ableton Lives Verzerrungseffekten einen etwas anderen Charakter mit.

Die alten Distortion-Effekte Pedal, Amp, Saturator und Vinyl Distortion in Ableton Live.
Die alten Distortion-Effekte Pedal, Amp, Saturator und Vinyl Distortion in Ableton Live. · Quelle: Julian Schmauch / Gearnews

Das allein könnte schon ein Grund sein, sich näher mit Ableton Roar zu befassen. Denn das Distortion-Tool bringt 12 Verzerrungsmodi mit, von denen es eine ganze Reihe so nicht in den anderen Effekten von Ableton gibt. Das allein würde Roar aber unrecht tun.

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Denn darüber hinaus bringt der Effekt einen Multiband- und einen Mid/Side-Modus mit, einen sehr vielseitigen Feedback-Router und eine mächtige Modulationsmatrix. Damit ähnelt Roar eher Effekten wie Minimal Audio Rift oder Arturia ColdFire. Hier wird Verzerrung extrem kreativ eingesetzt.

So funktioniert Roar – die Eingangsstufe

Fünf Bereiche gibt es in Ableton Roar, alle im Ableton-typischen Minimalismus gehalten. Von links nach rechts geht es los mit dem Eingangsverstärker, wo du über Drive die Eingangslautstärke, über Tone den Fokus entweder auf den hohen oder tiefen Frequenzbereich und darunter das Routing findest. Bei den Routing-Optionen gibt es sechs Möglichkeiten:

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  • Single: ein Verzerrer, ohne Alternativen. Dieser Modus ist praktisch, um Ableton Roar kennenzulernen, aber auch, um einen Sound einfach nur leicht anzuzerren.
  • Serial: Zwei Verzerrstufen hintereinander. Hier fließt das Eingangssignal in Stage 1, dann in Stage 2, dann wieder raus aus dem Effekt. Dadurch entsteht sehr schnell sehr starke Verzerrung, da Stage 1 den Pegel bereits anhebt.
  • Parallel: Hier laufen die beiden Stufen parallel. Dieser Modus eignet sich besonders dann, wenn man beispielsweise bei einem Drumloop die tiefen Frequenzen anders verzerren möchte als die hohen.
Der Multiband-Modus in Ableton Roar.
Der Multi Band Modus in Ableton Roar. · Quelle: Julian Schmauch / Gearnews
  • Multi Band: Ganz dem Namen nach kannst du das Signal hier in drei Frequenzbänder splitten und jedes anders stark und mit anderem Distortion-Algorithmus verzerren. Gerade mächtige Dubstep-Bass-Sounds, aber auch Vocals können hier in ganz neue Dimensionen gebracht werden.
  • Mid Side: Das Monosignal, sprich die Mitte, kannst du hier anders verzerren als die Seite, also die Differenzen zwischen links und rechts. Ein sehr mächtiger Modus, um beispielsweise Drums oder auch den ganzen Mix durch die Verzerrung des Seitensignals breiter klingen zu lassen.
  • Feedback: Hier kannst du das Feedback-Signal (dazu später mehr) separat zum Hauptsignal verzerren.

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Die Verzerrstufe(n): Zwölf Verzerrer und acht Filter in Ableton Roar

Zwölf verschiedene Verzerrmodi bringt Ableton Roar in der Gain-Stage-Stufe in der Mitte mit: Soft Sine, Digital Clip, Bit Crusher, Diode Clipper, Tube Preamp, Have Wave Rectifier, Full Wave Rectifier, Polynomial, Fractal, Tri Fold, Noise Injection und Shards. Zwischen klassischem Anwärmer und Bandmaschinenzerrer über Waveshaping und Bit Crushing, wie man es aus der Synthesizer-Welt kennt, hin zu esoterischen Fractal- und Polynomial-Kratzern, ist hier für alle etwas dabei. Gerade Freunde von Pedalboards dürften sich hier, was die Bandbreite an Sounds betrifft, zu Hause fühlen.

  • Jeder Distortion-Modus zerrt anders.
  • Sogar LoFi-Effekte sind durch das Resampling-Filter-Modul möglich.

Je nachdem, welchen Modus du in der Eingangsstufe gewählt hast, kannst du in bis zu drei Stufen unterschiedliche Distortion-Modi auswählen. Als Tipp zum Einstieg, um die unterschiedlichen Charakteristiken kennen zu lernen, empfehle ich, auf das Single-Routing zu stellen, den Amount voll aufzudrehen und dann durch alle zwölf Modi zu wechseln.

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Zusätzlich gibt es im Mittelteil von Ableton Roar noch einen Bias-Regler und ein Filter. Dieses bringt wiederum acht Arten mit. Neben Standards wie Highpass, Lowpass, Bandpass, Notch, Peak und Morph, sind hier auch ein Kammfilter und ein Resampling-Filter, ähnlich zur Sample-Rate-Reduzierung in einem Bit Crusher. Gerade Lowpass, Kammfilter und Resampling eignen sich hervorragend für Modulation!

Modulation, bis der Arzt kommt

All die Verzerrmodi und Filter mögen Ableton Roar schon zu einem spannenden Effekt machen, aber eigentlich entfaltet das Tool seine endlosen Sounddesign-Dimensionen erst, wenn du die Parameter mit den vier Modulatoren (LFO 1+2, Envelope Follower und Noise (wie Zufallswellen) zur Bewegung bringst. Hier einige Tipps:

  • Moduliere den Frequency-Parameter mit LFO 1 auf Viertelnoten-Geschwindigkeit und den Dry/Wet-Parameter mit LFO2 auf punktierten Achteln für Scratching-Effekte auf Drums oder Vocals.
  • Erzeuge groovige Ghost-Notes auf Drum-Loops, indem du mit dem Envelope Follower den Feedback-Amount modulierst. Stelle diesen auf mindestens 50 % und den FB-Mode auf Synced.
  • Lasse Synthesizer-Pads und Piano-Loops geisterhaft klingen, indem du im in Ableton Roar im Mid-Side-Modus nur in der Side-Stage Frequency-Parameter mit einem frei laufenden LFO (unter 1 Hz) modulierst.
  • Scratching-Effekt mit Ableton Roar
  • Ghost Notes ganz einfach.
  • Mitte-Seite-Magie mit dem Distortion-Effekt Roar.
  • Getunte Kammfilter-Effekte bringen Drums zum Singen!
  • Bring deine Drums zum Singen, indem du mit einem LFO mit der Ramp-Schwingungsform nur den Amount-Parameter im Feedback-Modul modulierst, mit einer Geschwindigkeit von halben oder sogar ganzen Noten. Drehe dazu „FreqWidth“ im Modul weit herunter und stelle den FB-Mode auf Note.

Sachte verzerren ist nicht die Stärke von Ableton Roar. Aber Sounds, egal wie langweilig und eintönig sie im Original sind, in vollkommen neue Dimensionen zu schieben, bis zur Unkenntlichkeit zu zerstören und im Chaos die eine Sounddesign-Perle zu finden, das macht dem Effekt so schnell kein anderer nach, vor allem, wenn man moduliert.

Echos, Noten und rhythmisches Scheppern – das Feedback-Modul in Ableton Roar

Für mich ist das der Star, das Highlight in Ableton Roar ist der Feedback-Mode. Einfach gesagt wird das Signal vor dem Ausgang noch einmal durch die Verzerrerkette (samt optionaler Modulation) gejagt, das aber verzögert. Dadurch entstehen Echo- oder Kammfiltereffekte (je nach Dauer der Verzögerung). Und die bringen durch die erneute Verzerrung den Effekt fast schon zum Singen.

Feedback-Magie in Ableton Roar.
Feedback-Magie in Ableton Roar. · Quelle: Julian Schmauch / Gearnews

Fünf Modi gibt es im Modul FB-Mode: Time, Synced, Triplet, Dotted und Note. Die ersten vier beziehen sich auf die Dauer der Verzögerung. Ihr werdet beim Ausprobieren schnell merken, dass kleine Werte in Kombination mit hohen Amount-Werten schnell metallische Sounds erzeugen. Und hohe Werte machen Roar zu einem Delay-Effekt wie Echo.

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Wer genau hinhört, wird in den metallischen Klängen kurzer Delay-Zeiten Tonhöhen erkennen. Und über den Note-Modus könnt ihr diese sogar festlegen! Moduliert ihr dann beispielsweise mit einer zufälligen Sample&Hold-Schwingung aus dem Noise-Modulator die Tonhöhe, fangen eure Drum-Loops an zu singen! Zum ersten Mal gesehen habe ich dieses Feature in Minimal Audio Rift – jetzt ist es direkt in Ableton Live integriert!

Fazit

Mit diesen kleinen Tipps und Vorschlägen habt ihr vielleicht eine Idee davon bekommen, wie mächtig Ableton Roar ist. Leider ist der Effekt nur in der großen Ableton Suite enthalten und bisher bietet der Hersteller, anders als bei den Instrumenten wie Sampler, Wavetable oder Collision keine Möglichkeit, diesen einzeln für Intro oder Standard nachzukaufen. Vielleicht hat euch aber dieser kleine Workshop neugierig gemacht auf die große Version?

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